Zivilschützer werden First Responder
Als erste Einheit im Baselbiet führt die Zivilschutzkompanie Ergolz einen Kurs für Ersthelferinnen und Ersthelfer durch. Ziel ist es, ein flächendeckendes Netz mit First Responder aufzubauen, die im Notfall mit lebenserhaltenden Massnahmen Zeit überbrücken.
Otto Graf
Der Zivilschutz (ZS) will beim Retten von Leben noch effizienter werden. Der Umgang mit schwerem Gerät beim Bewältigen von natur- und zivilisationsbedingten Grossereignissen gehört traditionellerweise zum Kerngeschäft der Angehörigen des Zivilschutzes (AdZS). Nun geht der ZS einen Schritt weiter und setzt sich insbesondere für Personen ein, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten haben. Denn hier kann buchstäblich jede Minute über Leben und Tod entscheiden.
In erster Linie geht es um das Erhöhen der Überlebenschancen von Patientinnen und Patienten. Zu diesem Zweck führte die ZS-Kompanie Ergolz unter dem Kommando von Tom Weber in Lausen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Ersthelfer Nordwestschweiz einen Kurs durch, dem 34 Kaderangehörige der Einheit beiwohnten. Im Herbst, erklärte Weber, soll dann die ganze Kompanie, die einen Ist-Bestand von 147 Mann und Frau aufweist, entsprechend ausgebildet werden. Ziel ist es, die Leute so auszubilden, dass sie in der Lage sind, möglichst viele Leben zu retten. Die Kompanie Ergolz ist die erste Einheit im Kanton, die eine solche Ausbildung durchführt.
Alarm über das Smartphone
Die Teilnehmenden am Kurs in Lausen, wohl zufällig ausschliesslich männlichen Geschlechts, erlernten dabei in Theorie und Praxis, worauf es ankommt: Auf das unverzügliche Einleiten von lebenserhaltenden Massnahmen bei einem medizinischen Notfall, etwa bei einem Herzstillstand. Nach einer Präsentation am Bildschirm demonstrierten die Männer an Puppen, wie man eine Person reanimiert. Daniel Fringeli verschwieg seitens der Kursleitung nicht, dass blutende Verletzungen und andere Umstände beim Beatmen eine nicht einfach zu überwindende Hemmschwelle darstellen können. Es gelte aber, stets den Sinn und die Wichtigkeit der Massnahme im Auge zu behalten.
Geht ein Notruf über die Nummern 112, 144, 1414 und so weiter ein, bietet die Zentrale meistens drei Ersthelfer innerhalb des Rayons der verletzten Person mit einer App auf dem Smartphone auf. Dies geschieht parallel zur Alarmierung der professionellen Rettungsdienste. Die Ersthelfer, die über eine entsprechende Ausrüstung verfügen und dank einer gelben Weste als solche erkennbar sind, sind in der Regel innert kürzester Zeit am Einsatzort und können sofort mit der Reanimation der Patientin oder des Patienten beginnen. So können sie die kritische Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens überbrücken. Wie Céline Marchon, Geschäftsführerin der Stiftung, betonte, ist der Faktor Zeit entscheidend, ob eine betroffene Person wieder gesund wird. Jede verlorene Minute, führte sie aus, reduziere die Überlebenschancen um 7 bis 10 Prozent.
Im Gegensatz zu den professionellen Notfallorganisationen hat die Ersthelferin oder der Ersthelfer den Status eines Laien, ungeachtet der Befähigung im medizinischen Bereich oder der Kenntnisse im Samariterdienst. Das heisst, die First Responders können für ihre Massnahmen nicht zur Rechenschaft gezogen werden, sollte ein Einsatz nicht optimal verlaufen.
Grundsätzlich, erklärte Marchon, sei von Gesetzes wegen jedoch jedermann verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten, wenn jemand verletzt worden ist und Hilfe braucht. Übergeordnetes Ziel ist es, wie die Geschäftsführerin der Stiftung sagte, ein flächendeckendes Netz von First Responders zu schaffen. Voraussetzung ist unter anderem das Besuchen eines zertifizierten Kurses und die Registrierung in der App. Das Mindestalter beträgt 18 Jahre.